Nepenthes
Kannenpflanze
Nepenthaceae - Kannensträucher
Diese wohl prächtigste und spektakulärste Gattung der Karnivoren (fleischfressenden Pflanzen) wurde im Jahr 1658 erstmals beschrieben und umfasst ca. 80 Arten. Nepenthes ist eine Bezeichnung der griechischen Mytologie und bedeutet: sorgenfrei, kummerstillend bzw. "Zauberkraut".
Unter den verschiedenen Karnivoren-Arten gehört die Nepenthes zu den Grubenfallen und ist auf Borneo, Neuguinea, Philippinen, Sumatra, Indien, Sri Lanka, Madagaskar, Malaysia, Java, südliches China und Australien beschränkt, wächst ab Meereshöhe bis hinauf zu 3.500 m. Daher auch die Unterschiede zwischen Hochland- und Tieflandnepenthes, die in Kultur unterschiedliche Ansprüche stellen. Die meisten Nepenthes-Arten sind eindeutige Waldpflanzen, nur einige wenige wachsen an Stränden, teilweise im Bereich des Spritzwassers. Manche sind Kletterpflanzen.
Charakteristisch für das Aussehen der Nepenthes sind natürlich die Boden- und Luftkannen, die an den Blattenden entwickelt werden. Die meist rundlichen, kugelförmigen Bodenkannen wachsen nah auf der Erde und sind spezialisiert auf kriechende Insekten, während die zylinder- oder röhrenförmigen Luftkannen es auf Fluginsekten abgesehen haben. Die Öffnung der Kanne wird durch einen Deckel geschützt, damit nicht allzuviel Regenwasser die Kanne füllen und evtl. darin gefangene, noch lebende Insekten nach oben spülen kann.
In den Kannen produziert die Pflanze eine Art Verdauungsflüssigkeit, die viele Enzyme, Zucker und Eiweiße enthält und ein darin befindliches Insekt zuerst bewegungsunfähig machen und dann "auflösen". Die erdauungsflüssigkeit noch geschlossener Kannen (Jungpflanzen) wird bei Einheimischen im Übrigen zum Spülen von entzündeten Augen erfolgreich genutzt.
Standort: Hochland-Nepenthes wie z. B. N. alata, N. gracilis, N. hookeriana oder auch N. rafflesiana können auf dem Fensterbrett zuhause gehalten werden und benötigen nur bedingt erhöhte Luftfeuchtigkeit. Tiefland-Nepenthes wie z. B. N. edwardsiana, N. khasiana, N. madagascariensis oder N. sanguinea sollten unbedingt temperiert in einem Terrarium/Treibhaus kultiviert werden, da dort die Luftfeuchte deutlich höher ist. Oftmals werden im Handel sog. Hybriden (Mischlinge zweier verschiedener Nepenthes-Arten) angeboten, die keine hohen Ansprüche an Standort und Luftfeuchtigkeit stellen und somit auch für Anfänger bestens geeignet sind.
Licht: Der Standort sollte hell, aber nicht vollsonnig sein, da ansonsten die dünnwandigen Kannen verbrennen" und/oder beschädigt werden. Tiefland-Nepenthes benötigen häufig zusätzliche Beleuchtung innerhalb des Terrariums um ein Gedeihen zu ermöglichen.
Temperatur: Hochlandformen sollten ganzjährig bei 20-30 Grad gehalten werden, benötigen aber nachts eine deutliche Absenkung der Temperatur bis zu 10 Grad (sog. Nachtkühle). Dies gilt vor allem im Winter (Winterruhe!). Tieflandformen sollten ganzjährig temperiert bei 20 bis 30 Grad gehalten werden (Terrarium!).
Feuchtigkeit: Da die meisten Arten aus regenreichen Gebieten stammen, muss während der Wachstumsphase (Sommer) ausreichend gewässert werden. Achtung! Nur kalkfreies Wasser verwenden (destilliertes Wasser oder besser Regenwasser). Ein Besprühen der Pflanze kann sowohl Feuchtigkeit als auch Luftfeuchte begünstigen und ist ratsam, aber nicht zwingend nötig. Gießen sollte man wegen der Bodenkannen nicht auf das Substrat direkt, sondern lediglich in den Untersetzer. Staunässe sollte vermieden werden, jedoch darf das Substrat auch niemals austrocknen!
Hochland-Nepenthes kommen mit einer Luftfeuchtigkeit von etwa 50-65% gut zurecht, ebenso die auf "Zimmertauglichkeit gezüchteten" Hybriden. Tiefland-Nepenthes benötigen zwingend eine Luftfeuchtigkeit von 70-90% (je nach Art), daher auch die Haltung im Terrarium. (Das Terrarium immer wieder auf Schimmelspuren überprüfen!)
Vermehrung: Die gängigste Methode der Vermehrung ist der sog. "Kopfsteckling". Die im Wuchs befindliche Nepenthes wird am Stamm zwischen zwei Blättern abgeschnitten ("geköpft") und der Kopfsteckling in bereits nasses Substrat eingesetzt. Er entwickelt neue Wurzeln. Die "enthauptete" Nepenthes vertrocknet zuerst an der Schnittstelle, entwickelt dann jedoch neue, kräftige Triebe. Eine Vermehrung durch Samen klappt selbstverständlich auch, jedoch nur, wenn die Samen frisch sind.
Blattstecklinge sind auch möglich und bei manchen erfolgreich. Zu beachten ist hierbei, dass die Stecklinge mindestens zwei Blattgründe aufweisen und dann in einem temperierten Terrarium auf nasses Substrat abgelegt werden, damit sich Wurzeln entwickeln.
Erde: Es eignet sich handelsübliche Karnivorenerde, die mit Perliten, Sand, Ton und Weißtorf gemischt ist. Hochmoortorf ist eine günstige Alternative und in jeder Gärtnerei erhältlich. Der pH-Wert sollte im sauren Bereich bei 6,2 bis 6,5 liegen. Unbedingt darauf zu achten ist, dass KEINE DÜNGEMITTEL enthalten sind, sondern es sich um ein reines Naturprodukt handelt.
Dünger: Nicht düngen! Keine Zusätze hinzugeben!
Umpflanzen: Umtopfen sollte man nur in der Wachstumsphase, da während dieser Zeit die Pflanze am stärksten ist und eine Umgewöhnung in neues Substrat gut "wegsteckt". Ein Entfernen des "alten Substrates" ist nicht nötig, sondern sollte sogar an der Nepenthes belassen werden.
Höhe: Die Höhe der Pflanze ist vollkommen unterschiedlich und kommt ganz auf die Art der Nepenthes an. Empfohlen wird eine "hängende Haltung" z. B. in einem Draht- und/oder Holzkorb, da manche Nepenthes bis zu 30 cm große Kannen ausbilden. Möglich ist jedoch auch eine Haltung auf "Podesten" wie auf den Bildern zu sehen ist.
Blütezeit: Die Blütezeit erstreckt sich im allgemeinen über die Monate März bis September. Der Geruch der männlichen Blüten ist für menschliche Nasen höchst unangenehm, lockt aber viele Insekten an, die eine Bestäubung der weiblichen Blüten begünstigen. Die Saat entwickelt sich innerhalb von acht Wochen.
Anfällig für: Wurzelfäulnis bei ständiger Staunässe