Aloe plicatilis - zauberhafte Zicke

Begonnen von Docster, 23. September 2010, 20:26:35

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Docster

Mahlzeit, Ihr Rabauken!

Meine lange gesuchte und heiß begehrte Aloe plicatilis nervt nach wie vor rum - eigentlich von Anfang an. Bekommen habe ich sie im April, so lecker mit nassen Füßen (die Pflanze, nicht ich - wobei ich an dem Tag viel gelaufen bin und die Aufregung vielleicht ihr übriges dazu tat).

Habe sie dann direkt ausgetopft, was abtrocknen lassen und in ein rein mineralisches Substrat aus Lava, Bims und Zeolith gesetzt (Lechuza-Pon, um genau zu sein). Der Standort ist seitdem das große Süd-Ost-Fenster, also der Platz an der Sonne, dazu genügend Frischluft zwischendurch und mäßige Wassergaben.

Dennoch sind die Blätter schlapp (wenn man Bilder von anderen Exemplaren sieht, kann man erkennen, was ich meine), leicht gelblich an den Spitzen und selbst nach Wässerung nicht schön "prall", sondern für meine Begriffe zu flach.

Was kann ich da tun? Einfach noch Geduld haben und mir denken "Och, die braucht eben von April bis jetzt, um klarzukommen?", die Pflanze nochmal umtopfen, den schlappen Kram abschneiden...?

Ich bin für jeden Tipp dankbar, da ich mir diese schöne Aloe sehr gerne erhalten möchte.
Merci schon mal!

Viele Grüße

Marcus ;)

matucana

Hi Marcus,

ich fände es wichtig zu wissen, wie die Pflanze bisher gelebt hat. Sie kommt aus einem Gebiet mit trockenen Sommern und feuchten Wintern. Wenn sie diesen Rhythmus hat, dann sollte sie an die hellste Stelle und ordentlich gewässert werden.

Wenn sie an eine sommerliche Wachstumsperiode gewöhnt ist, ist ihr wahrscheinlich zu warm.
Schöne Grüße Helli


"Das ist irrelevant!" (Seven of Nine, Star Trek Voyager)

Docster

Danke schon mal für die Antwort, Helli. Leider weiß ich nicht genau, woher der Händler die Pflanzen bezieht, daher kann ich da nur raten (und hoffen, dass ich richtig liege).

Eigentlich dachte ich, dass sich die Blätter nach ausgiebigem Wässern wieder "aufpumpen" müssten, doch die blieben so flach und schlapp. Also womöglich doch austopfen und nachsehen, ob überhaupt genügend Wurzeln zur Wasseraufnahme vorhanden sind?

uknoll

Hallo, Aloen, sind sehr dankbar, wenn sie vom Frühjahr(natürlich ohne die Spätfröste) bis in den Herbst draußen stehen können. Meine Aloen bekommen dann ca. 14-tägig etwas Wasser.
Überwintern sollten sie in einem mäßig warmen Zimmer bei ca. 10-15 °C. Ich gieße sie dann wöchentlich mäßig, aber besprühe im Winter regelmäßig die Pflanze.
So sollte auch Deine Zicke wieder anfangen zu wachsen und zu gedeihen. Ich kann mich jedenfalls vor Kindeln nicht retten und die Mutterpflanze, die ich seit drei Jahren habe ist schon ca. 50cm hoch und hat einen entsprechend großen Durchmesser. Viel Glück! uknoll

Docster

Danke für die Tipps, uknoll!

Leider habe ich hier nicht die Möglichkeiten, meinen Pflanzen die Sommerfrische zu gönnen, sondern muss alles auf den Fensterbänken kultivieren. Welche Aloen pflegst Du denn, stehen die geschützt, was kriegen die an Sonnenlicht ab und welches Substrat verwendest Du?

Jetzt habe ich meine A. plicatilis doch mal ausgetopft, um unterirdisch nach dem Rechten zu sehen. Hier konnte ich auch noch genau erkennen, welchen Topf sie beim Händler sprengte - genau, an den rundgewachsenen und leider kaputt aussehenden Wurzeln.

Neue hat sie zwar auch schon gebildet, doch offentlich reichten die noch nicht aus, die Pflanze auch ausreichend zu versorgen, bzw. war denen das Angebot an Wasser und Nährstoffen, dass ich ihnen jetzt zur Verfügung stellte, offensichtlich zu viel.

Nun werde ich sie ein wenig abtrocknen lassen, ehe sie in ein etwas feinkörnigeres Substrat kommt. Ich denke hier an eine Mischung aus 70% mineralischen Anteilen und 30 % einer guten Blumenerde. Mal sehen, was hier noch rum(f)liegt.

Wenn sie sich benimmt, gibt's auch noch warme Füße und eine Extraportion Licht dazu. Aber nur wenn...

Viele Grüße
Marcus


PS: Ich lade später mal Bilder vom Wurzelwerk hoch.

°|°

#5
Hallo Doc !

Also ich würde sie austopfen und das Substrat komplett "entkeimen" also sprich Backofen 230°C ca 2h (mach sämtliches Substrat richtig nass und dann auf ein Backblech verteilen und solange warten bis es trocken ist ) damit deine Pflanzen soweit sie denn einen Wurzelschaden haben nicht noch blödsinnigerweise mit Bodenkeimen kämpfen müssen. Dann natürlich in der Phase Fusswarm und hell. Die ersten 5-10 Tage würd ich die Pflanze nur abundzu nebeln und dannach in den Untersetzer etwas Wasser (weich, abgekocht) usw. leicht steigern mit der Zeit ... die Pflanze zeigts dann an wenn sie durch ist ... meine Aloen brauchten ca. 1Monat mittlerweile verzeihen die mir fast alles ;) . Übrigens stehen die auch noch draussen bei 10°C (allerdings trocken)

Hier extra für Doc, mein Madegasse (Lomatophyllum ankaranaensis)
er hatte 3 Wurzeln beim kauf ... das war im Juni



Docster

Moins Mike!

Da hast Du natürlich recht - gerade die geschwächte Pflanze brauch nun nicht noch weitere Angriffe unter der Gürtellinie, bzw. Substratoberfläche. Da danke ich Dir schon mal für den Erfahrungsbericht und die Bilder!

Vielleicht hätte ich also schon beim Umtopfen nach dem Kauf mehr drauf achten müssen, was mit dem Wurzelwerk nicht stimmt - und vor allem, dass ich noch mehr vom ursprünglichen Substrat entferne.

Wäre es denn ratsam, den "ollen Scheiß", der sich noch an der Aloe befindet, zu entfernen oder schadet es nicht, wenn ich die offensichtlich nicht mehr so fitten Wurzeln mit einsetze? Anbei mal ein paar Bilder...

Also ich habe echt noch viel zu lernen, merke ich immer wieder - der grüne Daumen ist auch ganz blass geworden vor Ärger. ;D

Viele liebe Grüße

Marcus

...die Wurzeln sehen irgendwie aus die so ein Asia Nudel-Snack.

°|°

Ich denke du solltest den Rest der Erde auswaschen und dem guten Stück sowie allen anderen teuren Sachen solch entkeimtes Substrat gönnen ! Sie werden es dir danken !!! Hast du nicht noch gute Kaudexerde rumstehen ?

uknoll

Hallo Markus,
habe soeben Deine Bilder gesehen und jetzt weiß ich auch, was nicht stimmt.
Aloen sind Pflanzen, die aus  Mittelamerika stammen und benötigen keinerlei teures Substrat, sondern eine sehr magere Erde, die mit Sand versetzt wird und wenig Wasser, da sie aus Gebieten mit Wüste bzw. Halbwüste stammen.

Nun, Du kannst Deine Pflanzen aber noch retten. Nimm sie und zupfe vorsichtig alle die grauen alten Wurzeln raus. Sie sind die Ursache, weshalb Deine Pflanzen leiden, denn sie sind nicht mehr wasserdurchlässig.
Setze die Pflanzen dann in eine gute Einheitserde, die mit Sand versetzt ist. Drainage nicht vergessen und immer von unten gießen.
Solange sich die Pflanzen noch nicht wieder erholt haben, ist es wichtig, sie mit kalkfreiem Wasser zu gießen. Am Besten eignet sich Regenwasser, aber es ist auch möglich Leitungswasser abzukochen.
Ganz wichtig - keinen Dünger!!!
So sollte sich Deine "zauberhafte Zicke" wieder erholen und sich zu einer Schönheit mausern.
Auch bei Pflanzen gilt - manchmal ist weniger, mehr. LG uknoll

matucana

Hi.

Zitat von: uknoll in 28. September 2010, 08:50:35Aloen sind Pflanzen, die aus  Mittelamerika stammen

das stimmt leider nicht. weitaus die meisten stammen aus Afrika und von der arabischen Halbinsel, in Amerika nur eingeschleppt außer in Kalifornien

Zitat von: uknoll in 28. September 2010, 08:50:35und benötigen keinerlei teures Substrat, sondern eine sehr magere Erde, die mit Sand versetzt wird und wenig Wasser, da sie aus Gebieten mit Wüste bzw. Halbwüste stammen.
Genau davon sprechen wir.

Zitat von: uknoll in 28. September 2010, 08:50:35Setze die Pflanzen dann in eine gute Einheitserde, die mit Sand versetzt ist.
Davon würde ich allerdings abraten - zu viel Humus und normaler Sand ist viel zu feinkörnig. Das gibt mehr Matsch als alles andere.

Zitat von: uknoll in 28. September 2010, 08:50:35Ganz wichtig - keinen Dünger!!!
Das wiedespricht aber deinem Vorschlag der "gutenEinheitserde", die kenne ich nur vorgedüngt.

Zitat von: uknoll in 28. September 2010, 08:50:35ist es wichtig, sie mit kalkfreiem Wasser zu gießen. Am Besten eignet sich Regenwasser, aber es ist auch möglich Leitungswasser abzukochen.
Regenwasser wäre schon ideal. Allerdings hat Marcus relativ weiches Leitungswasser, da fällt beim Abkochen kaum Kalk aus. Wenn ich das bei mir mache, (ich habe noch etwas weicheres Wasser hier), dann ist die Leitfähigkeit NACH dem Abkochen (280 µS/cm) sogar höher als vorher (250 µS/cm), durch das Verdunsten.

Ich habe auch das gefähl, als ob Xerophyten da etwas unempfindlicher sind, da da ohnehin bei einsetzendem Regen spontan höhere Ionenkonzentrationen auftreten können als z.B. bei epiphytischen Orchideen, die an viel gleichmäßige Wassergaben angepasst sind.
Schöne Grüße Helli


"Das ist irrelevant!" (Seven of Nine, Star Trek Voyager)

Rafael

Zitat von: matucana in 28. September 2010, 09:17:39
Zitat von: uknoll in 28. September 2010, 08:50:35Aloen sind Pflanzen, die aus  Mittelamerika stammen
das stimmt leider nicht. weitaus die meisten stammen aus Afrika und von der arabischen Halbinsel, in Amerika nur eingeschleppt außer in Kalifornien
Jup, Mittelamerika ist absoluter Blödsinn. Da mag jemand was mit den Agaven durcheinander geworfen haben, die in Mittelamerika parallel die gleiche evolutionäre Nische besetzt haben.
Dass irgendwelche Aloen in Kalifornien endemisch sind, wäre mir allerdings auch neu.

Zitat
Zitat von: uknoll in 28. September 2010, 08:50:35Setze die Pflanzen dann in eine gute Einheitserde, die mit Sand versetzt ist.
Davon würde ich allerdings abraten - zu viel Humus und normaler Sand ist viel zu feinkörnig. Das gibt mehr Matsch als alles andere.
Und aus dem Matsch wird dann eine fest zusammengepappte Masse, die absolut gar kein Wasser mehr durchlässt. Da ist reine Einheitserde noch besser geeignet...

Zitat
Zitat von: uknoll in 28. September 2010, 08:50:35Ganz wichtig - keinen Dünger!!!
Das wiedespricht aber deinem Vorschlag der "gutenEinheitserde", die kenne ich nur vorgedüngt.
Der widerspricht schon die "ganz mageren Erde" vorher. Aber ich denke, Marcus weiß schon, wie man vernünftiges Sukkulentensubstrat zusammenkippt und welche Tipps man besser nicht befolgt...
"keinen Dünger" lass ich um diese Jahreszeit und bei geschwächten Wurzeln mal durchgehen ::)

Zitat von: uknoll in 28. September 2010, 08:50:35ist es wichtig, sie mit kalkfreiem Wasser zu gießen. Am Besten eignet sich Regenwasser, aber es ist auch möglich Leitungswasser abzukochen.
Es ist auch möglich, stinknormales Leitungswasser zu nehmen, Aloen sind da nu wirklich nicht empfindlich.
Die Lücke, die wir hinterlassen, ersetzt uns vollständig.

matucana

Hi,

ich hab die Nummern bei Kew kopiert. Das steht so in der Datenbank. Anscheinend ein in Kalifornien verwildert auftretende Kreuzung zweier dort kultivierter Arten. Krass.
Schöne Grüße Helli


"Das ist irrelevant!" (Seven of Nine, Star Trek Voyager)

Rafael

Die Lücke, die wir hinterlassen, ersetzt uns vollständig.

Docster

Danke Jungs! ;)

Also zu feiner Sand kommt sicher nicht an die Aloe (diesen selbstgemischten Beton hatte ich schon mal in den Töpfen und bin seither kuriert), zu viel Humus natürlich auch nicht - auch wenn ein gewisser humoser Anteil ihr vielleicht gut tun wird.

Hier fliegt noch was vom Caudex-Substrat rum, dass ich einfach mit ein bisschen Anzuchterde mische (oder was eben sonst gerade hier vorhanden ist) - natürlich werde ich auch Mikes Tipp befolgen und dann sollte das schon was werden.

Und jaaa, wir haben hier in Essen ein megaweiches Leitungswasser. Da muss man eigentlich gar nicht entkalken oder abkochen. Habe ich bisher auch noch nie gemacht und den Pflanzen gehts (bis auf die besagte Zicke eben) gut.

Ich werde mir aus allen Tipps mal eben die Essenz herauslesen und diese dann umsetzen... ;)

°|°

Hi Doc !

Na nun gab's aber Feedback  ;D
Das mit dem Wasser abkochen war eher gegen die Keime gedacht , das du glücklicher so weiches Wasser hast konnte ich ja nicht wissen  :D

Bis denne Doc ! mach was draus ...