Unbekannter Kaktus

Begonnen von Panaque, 21. September 2008, 21:38:17

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Panaque

Hi!

Habe diesen Ableger gestern bekommen und würde mich freuen, wenn ihr mir bei der Bestimmung helfen könntet.

Lg
Marie

Andreas75

Hallo!

Das ist auf jeden Fall eine Cylindropuntia sp., ich tippe auf rosea oder unter Vorbehalt auf tunicata.

Mit diesen Pflanzen mußt du höllenvorsichtig umgehen, da die Dornen sehr spitz sind, und zudem mit Widerhaken besetzt. Sprich, wenn du die ihn der Haut hast, hast du ein wirkliches Problemchen!

Am besten in einen größeren Topf pflanzen, nicht "mitten in die Schußlinie" stellen, und nur bewegen, wenn es unbedingt vonnöten ist, da zudem die Triebe sehr leicht abbrechen.
Diese leichte Brüchigkeit der Triebe in Verbindung mit den anhänglichen Dornen ist eine Anpassung an die Vermehrungsmöglichkeit durch vorbeistreifende Weidetiere, ähnlich, wie es bei uns die Kletten handhaben =)!

Um ein schönes, dichtes und arttypisches Dornenkleid ausbilden zu können, muß der Boden recht mineralisch sein, für guten Wuchs etwas lehmig, und der Standort sollte im Freien bei voller Sonne sein.
Mögen die Cylindropuntien auch recht fiese Dornen haben, schön sind sie bei arttypisch entwickelter Bedornung doch =D!

Grüße, Andreas

Rafael

#2
Jup, sieht stark nach Opuntia tunicata aus.
Bei meiner konnte ich allerdings noch keine Widerhaken entdecken. Dafür dringen sie so leicht (und tief!) in die Haut ein, dass man es erst merkt, wenn es zu spät ist... Fiese Viecher :)
Die Lücke, die wir hinterlassen, ersetzt uns vollständig.

Andreas75

Hallo!

Die Widerhaken sieht man auch weniger, als daß man sie spätestens dann bemerkt, wenn der Dorn partout nicht mehr aus der Haut will  :-\.

Grüße, Andreas

Chrisiax

Zitat von: Chahka in 21. September 2008, 23:00:18
Fiese Viecher :)

Dem kann ich nur beistimmen. Und wenn man nicht aufpasst und sie auch noch gut pflegt, werden die riesig ( 2m +). Schön sind sie schon, aber auch nicht ungefährlich.

Panaque

Ja das Vergnügen hatte ich schon beim Abnehmen des Ablegers, das war ganz schön fies.

bamboo666

Das ist keine tunicata, es ist eine imbricata.
Tunicatas haben wesentlich kräftigere und reinweisse Dornen.
Cylindropuntien haben Papierscheiden auf den Dornen, die bei Berührung schnell in der Haut sitzen und meist nur schmerzhaft entfernt werden können.
Der eigentliche Dorn bricht so schnell nicht ab.
Hatte früher einmal 6 davon in der Nase, als ich unter einer grossen Tunicata (eine der schlimmsten, aber auch eine der schönsten!) hindurchging.
Imbricata ist recht frostverträglich und wird als"winterhart" gehandelt. Sie sollte in der lichtarmen Jahreszeit auf jeden Fall kühl gehalten werden.S ie ist keine Pflanze für die warme Stube!

Andreas75

#7
Hallo!

Deswegen mein Tip mit der optimalen Haltung, weil gerade C. tunicata sehr schnell ein untypisches lichtes und dünnes Dornenkleid ausbilden, wenn denen was nicht passt.

Mein Exemplar war richtig dicke arttypisch bedornt, und eigentlich wollte ich keine mehr, weil das a der der einzige Kaktus ist, vor dem ich bislang wirklich Angst hatte ^^, und b weil ich um die schnelle Reduzierung der prächtigen Bedornung bei unpassenden Bedingungen weiß, was meine Pflanze dann auch tat (die jungen Dornen vornehmlich der Triebspitze sind auch bei meiner rosa getönt)...
Habe sie trotzdem mitgenommen, in der Hoffnung, an ihr endlich das Geheimnis des Erfolges zu entschlüsseln, und allein volle Sonne und etwas mehr Nährstoffe reichen nicht...

C. imbricata ist auch eine gute Möglichkeit, allerdings kenne ich die kurzdorniger.

Vielleicht kommt es wirklich bei manchen Pflanzen entscheidend auf die geografische Lage an, wie zb E. grusonii (Schwiegermuttersessel) wohl in Spanien etc. regelmäßig blüht, hierzulande aber eher selten.
Ebenso habe ich winterharte Opuntien im blühfähigen Alter, die aber leider nie blühen, südlicher in Deutschland hingegen tun sie es (hier in Berlin haben wir zur Hauptsache ozeanisches Klima, das wird der Knackpunkt sein...), und ebenso denke ich auch bald, wird es mit der Bedornungsausbildung der Cylindropuntien sein =/...

Wie dem auch immer sei, jedenfalls steht Cylindropuntia fest, ob nun tunicata oder imbricata, müßte man dann durch einen Überwinterungstest herausfinden.

Grüße, Andreas

Rafael

ZitatHabe sie trotzdem mitgenommen, in der Hoffnung, an ihr endlich das Geheimnis des Erfolges zu entschlüsseln, und allein volle Sonne und etwas mehr Nährstoffe reichen nicht...
Habe mit meinen auch gewisse Startschwierigkeiten gehabt. Erst mal wären sie mir fas verfault, so dass sie nachgeschnitten werden mussten. Dann haben sie sich ein Jahr länger als meine übrige Opuntienzucht Zeit mit dem Austreiben gelassen, aber nun tun sie's endlich. Wobei die Austriebe doch etwas dünn wirken, keine Ahnung, ob sich das noch legt.

Aber - das Thema hatten wir vor Deiner Ankunft hier schon mal - ist es nicht so, dass die Bedornung von Kakteen zunimmt, je weniger Wasser (und Nährstoffe?) man ihnen zukommen lässt?

LG Rafael
Die Lücke, die wir hinterlassen, ersetzt uns vollständig.

Andreas75

#9
Hallo!

Nicht unbedingt, dann kümmert im allgemeinen die ganze Pflanze.
Das Geheimnis der arttypischen Bedornung/ Behaarung/ Habitus liegt meines Erachtens nach an der Intensität der UV- Strahlung, die die Pflanze abbekommt, nicht am Wasser oder den Nährstoffen.
Ich habe eine Mammillaria bocasana v. rosea hier, die mein Vater (Gas- Wasser- Installateur) mal aus einer schon länger leerstehenden Sanierungswohnung rettete, wo sie in einem kleinen Aquarium mit drei weiteren Leidensgenossen zurückgelassen wurde, deren zwei schon hinüber waren.
Diese Mammillaria hatte während des Sommers recht sonnig gestanden, und mindestens vier Monate lang kein Wasser und nichts bekommen. Kein UV- Licht (wird ja von Glas ausgefiltert), keinen Dünger, nix...
Sie war ein wirklich trauriges Häufchen Kaktus, schüttere Behaarung, winzige Dornen, völlig fertig. Zuhause dann habe ich sie langsam wieder an ein kakteenwürdiges Leben herangeführt, und sie im Folgejahr dann auf den Südbalkon gestellt, und blieb ihre Behaarung auch schütter (die v. rosea ist eh etwas lockerer behaart als die Art), so hat sie doch wieder richtig schön fiese Hakendornen bekommen und auch geblüht.
Freilich ist ihr Habitus bis heute versaut, lediglich ihre beiden Sprosse wachsen typisch heran, aber der Unterschied zu einer später gekauften Pflanze der gleichen Varietät aus fachlicher Quelle zeigte schon eindrucksvoll den Unterschied zwischen armem Wohnungsgemüse und freilanderprobter Pflanze.
Diese zwar mit gutem Durchmesser, aber völlig untypisch in die Höhe gewachsen mit kaum Behaarung, jene schön kompakt bei größerem Durchmesser, dichter behaart.

Probiert es mal aus, beispielsweise ein Pflanze von den Kanaren, die dort unter Freilandbedingungen heranwuchs und hierzulande dann im Zimmer/ Gewächshaus kultiviert wurde, wieder ins Freiland zu stellen. Oder überhaupt eine Pflanze, die ihr Leben nur im Haus verbrachte...
Ich garantiere, die Pflanze wird umgehend mit der Bildung wieder kräftigerer Dornen beginnen, respektive ein dichteres Haarkleid anlegen (beeindruckend an Oreocereus zu sehen), oder ihren Habitus wieder artgerechter gestalten.

Grüße, Andreas

Rafael

Kann ich nur bestätigen. Hab meinem Mütterchen  mal eine Opuntia ficus-indica geschenkt, Eigenzucht aus einem in Spanien ergatterten Wildpflanzensteckling. Im Zimmer war von Dornen keine Spur, die Stecklinge selbst hatten auch keine. Bei meiner Ma kam sie dann nach draußen in den Kübel, und bei meinem nächsten Besuch einige Wochen später war sie nicht nur immens in die Höhe geschossen, sondern hatte an einigen Areolen Dornen entwickelt, von denen selbst meine tunicata hier nur träumen kann.

Naja, dummerweise kann ich meinen Kakteen hier nur Westfenster bieten, da weigert sich vor allem die O. phaecantha, nennenswerte Dornen auszubilden :(
Die Lücke, die wir hinterlassen, ersetzt uns vollständig.