Sarracenia - allgemeine Beschreibung

Begonnen von Limo, 07. Oktober 2006, 14:41:51

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Limo

Sarracenia - die Schlauchpflanze
Familie: Sarraceniaceae

Der botanische Name Sarracenia, zu deutsch Trompeten- oder Krugblatt, erinnert an Michael Sarrazin (1659-1736), einen französischen Arzt in Quebec/Kanada.

Die zahlreichen Varianten der Fallgrubentechnik, die wir bei den Arten dieser Gattung feststellen können, gehen mit einer ebensolchen Vielfalt der schlauchförmigen Blätter einher. Beim Grundtyp ist das Blatt zu einer langen, geraden trompetenförmigen Röhre eingerollt, die in einem kapuzenartigen Anhängsel, dem Deckel, endet. Unter den Arten dieses Bautyps finden wir einige der faszinierenden Karnivoren überhaupt. Sie bestechen nicht nur durch ihr reizvolles Blattwerk, sondern auch durch die Schönheit ihrer großen Blüten. Und auch die apparativen Einrichtungen anderer Arten sind erstaunlich, vielleicht mehr noch aufgrund der unerhörten Raffinesse ihrer Fangmechanismen als der ausgesprochen bizarren Form ihrer Schlauchblätter. Die meisten Arten sind mehr oder weniger buntfarbig und zwar in der Regel durch die roten und rotbraunen Adern des oberen Blattteils und des Deckels, der bei manchen Arten auch durchscheinende Fenster oder Scheinausgänge als auffällige Merkmale aufweist.

Ausnehmend hübsch sind die nickenden Einzelblüten, die aus großen, kugelförmigen Knospen auf hohen, aufrechten Stielen hervorbrechen. Sie erreichen manchmal einen Durchmesser von 8cm. Die Blütenhülle besteht aus fünf kronblattähnlichen Kelchblättern und den darunter über den merkwürdig gebauten Griffel herabhängenden, viel längeren echten Kronblättern. Der Griffel ist in seiner Bauart einzigartig und erinnert am ehesten an einen umgedrehten Regenschirm. Die Farbe der Kronblätter geht von blassem Gelb über Rosa bis hin zu tiefem Granatrot.

Das typische Schlauchblatt hat auffällige äußere Charakteristika. Der trompetenförmige Blattschlauch wird von hinten her von einem haubenartigen Deckel überragt, der auf einem kurzen verschmälerten Hals sitzt. Die Schlauchmündung hat einen rollkragenähnlichen, nach außen gerollten Rand. Diese Randwulst wird Nektarkragen genannt. Eine kielförmige Lamelle, die Flügelleiste, zieht sich auf der Vorderseite des Schlauchblattes vom Nektarkragen an bis fast nach unten. Dieser Flügel ist, wie die gesamte Oberfläche des Schlauchblattes, mit Nektardrüsen besetzt, die nach oben immer zahlreicher werden.

Das Innere des Schlauchblattes kann von oben her in vier charakteristische Zonen eingeteilt werden. Zone 1 ist die Innenfläche des Deckels, mit Ausnahme des unteren Deckelhalses. Hier sitzen zerstreut Nektardrüsen und dazwischen kurze, spitze, nach unten gerichtete Borstenhaare. Zone 2 liegt unmittelbar darunter und umfasst den unteren Deckelhals, den Nektarkragen und den oberen Teil der Schlauchmündung. Hier beobachtet man die größte Anzahl an Nektardrüsen, und zwar derart viele, dass die Oberfläche regelrecht nass erscheinen kann. Insekten, die in diese Zone geraten, finden nur noch wenig Halt. Die dritte Zone beginnt stufenlos ca. 1cm unterhalb des Nektarkragens. Dort glänzt die Oberfläche wachsähnlich. Hier kann kein Insekt mehr Fuß fassen. Die Drüsen in diesem Bereich entwickeln keinen Nektar mehr, sondern Verdauungsenzyme. Es folgt zuunterst die Zone 4, die bis an den Grund des Schlauchblattes reicht. Sie ist besetzt mit langen, spitzen abwärtsgerichteten Borstenhaaren. Der Oberfläche dieser Zone fehlt die Wachsschicht, denn hier findet die eigentliche Verdauung der hineingefallenen Insekten statt.

Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg!