Pflanzen zum aufbinden und deren Pflege

Begonnen von Freddy, 31. März 2018, 15:29:08

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Freddy

Hallo, ich bin ganz neu hier im Forum. Viel mit der Pflege von Zimmerpflanzen habe ich bisher noch nicht am Hut gehabt, deshalb bin ich ein ganz neuer Einsteiger. Aquarienpflanzen habe ich seit Jahren, aber wer weiß, ob mir diese Kenntnisse etwas bringen.

Mein vorhaben ist Pflanzen auf Holzstücke zu binden. Ein bisschen habe ich schon gelesen, daher weiß ich, dass sich dafür Pflanzen der Bromeliaceae eignen sollten. Desweiteren noch Farne, aber welche? Irgendwelche Kakteen?
Mehr weiß ich tatsächlich nicht :D
Als Wasserspeicher habe ich mir ein Moospolster aus sphing moos gedacht, dann können die Pflanzen aus diesem ihr Wasser beziehen. Das Moos selber müsste ich dann ja nur noch einsprühen/gießen.

Mein Wunsch ist es, dass sie halt möglichst Anspruchslos sind und somit auch für Laien bzw. Leute ohne grünen Daumen.

Ich fasse nochmal zusammen, ist ja doch recht viel was ich wissen möchte:

- Pflanzen die sich zum Aufbinden eignen (Moos, Farn, Kakteen, Bromelien, Orchideen, etc.)
-> Informationen zur Pflege, wie oft einsprühen/gießen?
- Wie am besten Aufbinden?
- Idee mit dem Moospolster als Wasserspeicher - gut oder schlecht?
- andere Sachen an die man denken müsste?

Habe einige Bilder im internet gesehen. Da waren Holzstücke mit eine Art Kakteen besetzt (so sah es für mich aus). Erinnerte mich ein bisschen an eine Wüste. So stelle ich mir das nicht vor, möchte es schön grün und verwachsen. Gern mit auch größeren Pflanzen.

Vielleicht hat ja einer Lust mir ein bisschen zu helfen!

Liebe Grüße
Frederik

TropenJunkie

31. März 2018, 19:23:42 #1 Letzte Bearbeitung: 31. März 2018, 20:00:03 von TropenJunkie
Hallo Freddy und Willkommen im Forum!

So als aller erstes: Ich liebe Epiphyten und könnte mir am liebsten die ganze
Wohnung damit zupflastern, allerdings hapert es an der Asche und der Zeit und Platz,
denn Epiphyten sind sehr pflegeintensiv, wenn man sie wirklich, natürlich, irgendwo
hinhängen will. Daher ist es mir eine Freude dir zu helfen ::)

Also (fast) (nahezu) allen Epiphyten ist eins gemeinsam, sie brauchen ihres natürlichen
Lebensstils entsprechend, 3 Dinge: Licht (SONNE!), Wasser/Luftfeuchtigkeit/Wärme
(Sprühen, Regnen, heizen) und einen wasserdurchlässigen, Nährstoffe abgebenden,
stets bügelfeuchten und immer wieder abtrocknenden Untergrund (Holz/Wurzel/Gemisch)



Unsere Wohnungen sind ohne Pflege ein Graus für Epis! Daher hast du die Pflicht ,
je nach verwendeter Pflanze und ihren Ansprüchen, jeden Tag mehrmals zu sprühen.
Ich weis nicht inwiefern du das mit dem Moos regeln willst. Aber wird das Moos/Holz
zu nass, faulen sie dir weg, wird es zu trocken, vertrocknen sie dir. Daher sind sehr
durstige Kandidaten immer zu tauchen, andere die hohe Luftfeuchtigkeit brauchen,
aber nicht ertrinken wollen, nur zu sprühen.

Und sprühen ist nicht mal kurz drüber dieseln. Wenn man Pflanzen einsprüht, dann
bitte bis es tropft und sie gut "nass" sind und das Holz auch einen Teil aufgenommen hat.

An sehr heißen Sommertagen und an sehr kalten Wintertagen muss man schon ein
Regenmacher sein :D :D :D


In Frage kommen Kakteen, Orchideen, Farne und Bromelien.
Natürlich auch alle anderen Epiphyten, viele sind wunderschön,
aber teuer und sehr zickig, wenn sie nicht richtig gepflegt werden.

Versuche dich bitte zu allererst an drei einfachen Pflanzenarten, die es in sehr pflegeleichten,
gezüchteten Sorten überall in Töpfen zu kaufen gibt und lasse ihnen ihre natürliche Lebensform
zugute kommen. Wenn du es schaffst mit deiner Pflege sie am Leben, Wachsen und Blühen zu
halten, dann kannst du einen Schwierigkeitsgrad weitergehen^^...irgendwann landest du dann
bei Vivarien, Palludarien und Terrarien. Denn die meisten Epiphyten sind nicht in Wohnungen
haltbar ;)

Empfehlen kann ich dir als Kakteen fürs erste den Weihnachtskaktus (Schlumbergera truncata)
oder den Osterkaktus (Hatiora gaertneri), beides Südamerikaner und dankbare Epiphyten.

Als Orchideen sind gängige Phalaenopsis-Hybriden und Dendrobien-Hybriden zu empfehlen.

Bromelien gibt es auch viele. Es gibt tausende verschiedene Arten die aber schwierig zu
halten sind. Allerdings gibt es einige wenige echte Arten und viele viele Züchtungen und Sorten,
die sehr pflegeleicht sind; die da wären Tillandsia ionantha, Tillandsia usneoides, Aechmea fasciata, Guzmania-Hybriden, Vriesea-Hybriden, Billbergia-Hybriden.

Als pflegeleichte Farne fallen mir zuerst ein: Platycerium bifurcatum und Aglaomorpha coronas.

Das sollte dir als Auswahl hoffentlich fürs erste reichen :P

Eins zum Schluss noch:

Die allerallerwenigsten Epiphyten ertragen keine Sonne bzw "wollen" LEICHTEN Halbschatten
bis Schatten. Die allermeisten sind absolute Sonnenkinder, denn da wo sie wachsen herrschen Lichtverhältnisse, da kann jedes Solarium zu machen :D....halt dir immer eins vor Augen:

Da oben in 20, 30 oder 40 Metern und mehr, gibt es keinen Schatten! Da ist es warm, feucht,
regnerisch, schwühl und vor allem Sonnig.... jeden Tag den ganzen Tag ;)

Und nun stürm den nächsten Blumenladen bzw Baumarkt. Pflegetipps und richtige Hinweise zur
Pflanzenart bekommst du von mir/uns, wenn du dich für konkrete Pflanzen entschieden hast.

Lg  ::)
Definition Unkraut?

...das is immer genau dass, was da nich hingehört !

Mfg TropenJunkie

Freddy

Moin moin, erstmal vielen Dank für deine super ausführliche und sehr hilfreiche Antwort!  :)

Ich habe mir deine vorgeschlagenen Pflanzen mal angeschaut und mir selbst noch ein paar weitere Gedanken gemacht.
Erstmal zu den einzelnen Pflanzen:
Die beiden Kakteen - kannte ich vorher schon vom sehen, kann ich mir auch durchaus vorstellen zu verwenden. Werden ja auch nicht unbedingt sooo groß
Dendrobium hybriden - kannte ich so vorher noch nicht, allerdings hat meine Mutter noch 2 Ableger der Phalaenopsis, diese könnte ich dann ja eher benutzen.
Tillandisia ionatha - gefällt mir sehr gut, scheint aber auch sehr Lichthungrig zu sein, von daher eher ein "?"
Tillandsia usneoides - gefällt mir, erstrecht weil sie hängend wächst. Aber gleiches Spiel wie bei der ioanatha, das Licht.
Aechma fasciata - gefällt nicht so sehr vom äußerlichen, scheint mir aber auch etwas groß zu werden
Guzmania, Vriesa - wenns da ein paar kleinere, feinblättrigere gibt, dann durchaus ansehnlich und machbar
Billbergia - eher nicht so meins
Platycerium bifurcatum - interessantes erscheinen, größe sollte auch passen. Frage mich nur, ob er nicht doch ein bisschen wuchtig erscheint
Aglaomorpha coronas - eher der Farn der vom äußerlichen mehr in meinen Geschmack geht, wird nur leider viel zu groß für das Stück holz

Nochmal zum Stück holz, dass ich jetzt als Test mal verwenden wollte.
Wirklich groß ist das nicht, sind vielleicht eine grundfläche von 50x30cm

Nochmal zu meiner Idee mit dem Sphing Moos.
Entweder das Holz mit dem Moos sozsusagen grundieren und die Pflanzen auf das Moos auflegen. Dann würden die Wurzeln, falls vorhanden ja aufliegen. Da das Moos ja sehr viel Wasser speichert, dachte ich, können sich die Pflanzen selber das Wasser aus dem Moos ziehen. Zusätzlich dachte ich, schafft das Moos eventuell eine etwas erhöhte Luftfeuchtigkeit zumindest am Holz in der Luft.
Andere idee sonst eben, dass man das Moos um die Pflanzen herum wachsen lässt, nur kann man es dann haben, dass es eventuell irgendwann die Pflanzen komplett umschließt.

Problem ist halt. Das mit dem 3x pro Tag einsprühen wird denke ich eher schlecht. Ich dachte orchideen zb benötigen selber auch sehr wenig Wasser, dass eben 1-2mal die woche ordentlich einsprühen reicht. Dabei dachte ich halt, dass das Moos das übrige Wasser länger speichern kann, und es somit für die pflanzen länger zur verfügung steht.
Sehr intensive Pflege ist tatsächlich eher nichts für mich, da ich selber jetzt in Göttingen studiere aber aus der Nähe von Bremen komme. Wenn ich dann mal nen Monat oderso weg bin, sollte es eher reichen, wenn der Mitbewohner einmal die Woche alles stark einsprüht.
Frage ist nur, gammelt das Holz unter dem Moos weg?

Liebe Grüße
Frederik

TropenJunkie

04. April 2018, 21:43:57 #3 Letzte Bearbeitung: 04. April 2018, 22:02:53 von TropenJunkie
Hey Rob, grüß dich.

Also die Überlegungen und die so halb ins Auge gefassten Pflanzen sind schonmal ganz gut,
wenn auch noch nicht ausgereift. Die Holzplatte die du (horizontal? An vier Ecken befestigt?)
verwenden möchtest ist mit 50x30cm mehr als ausreichend für mehrere Pflanzen auf einmal.

Nur hast du leider ein, zwei Denkfehlerchen. Die brauchen alle Licht. Die müssen an der
Gardinenstange oder am Draht direkt vor der Glasscheibe hängen oder maximal einen Meter
weg davon (nicht links oder rechts neben dem Fenster). Sonst ist der bestgepflegteste
Epiphyt spätestens nach einem halben Jahr trotzdem dahin. Licht kann man einfach nicht
ausschließen bei Epiphyten, ob es nun 2 Wochen, 2 Monate oder 2 JAhre dauert.
Ohne genügend Licht ist eine jede Pflanze unseres Planeten nicht lebensfähig.

Alle Pflanzen die ich dir genannt habe sind sehr pflegeleicht und werden eher im Topf
totgegossen und verfaulen, als dass sie verdursten. Allerdings habe ich so meine
Zweifel daran ob das funktioniert mit dem Moos. Denn Epiphyten wachsen auf Bäumen,
nicht auf Moos :D

Könntest du mir mal ein Link schicken wo ich das "Sphing" Moos sehen kann? Oder meinst du
tatsächlich Spaghnum-Moos? Zum Moos erkläre ich dir einiges, wenn ich weiß um was es sich
handelt ;)

Würde das Moos die Pflanzen umschließen, wenn alles zugewachsen ist, dann ist das nicht
schlimm, denn ordentlich gepflegte Epiphyten wachsen schneller als Moos :D

Und ganz wichtig bei Epis ist, dass sie wieder abtrocknen müssen, damit die Wurzeln
ausreichend Luft bekommen. Wird das Moos exorbitant nass gemacht, damit du mal nen
Monat weg bist, dann ist das so feucht, dass sie dir genauso vergammeln wie wenn man
sie im Topf hällt und übergießt. Das Moos verfault und gammelt übrigens genauso schnell
wie das Holz wenn es nicht regelmäßg trocken wird.

Ich knipps dir mal fix 2 Fotos und beschreibe dir kurz wie das funktionieren muss.
Wichtig ist, dass du dir klar machst, dass das nicht einfach getan ist mit feuchtem Moos.
Du musst schon dem "Lebensraum Baum" oder dem "Lebensraum Stein" So nahe kommen
wie möglich  ::) ::) (Pflanzen die auf Steinen und Felsen wachsen nennt man übrigens
Lithophyten ;))

Schau dir mal das an:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4d/Bromeliaceae20020312.JPG

Dort siehst du, was man als "Pfleger" umzusetzten hat, denn nicht die Pflanzen machen
was man will, sondern man muss sich nach den Bedürfnissen der Pflanzen richten.

Dort oben ist erstens immer Luftzug und Frischluft, Zweitens ist da immer Sonne satt,
schön warm und schwül ::) ::), und drittens wird im Regenwald stets und ständig gewässert,
da regnet es manchmal alle halbe Stunde (auf deutsch also ständig  :D) und durch die Sonne ist
alles wieder ratzefatze trocken. So leben (fast) alle Epiphyten!!!!!!

Kommst du dem nicht etwas nahe sondern bist meilenweit entfernt davon.
Dann kannst du dir jeden Monat neue Pflanzen kaufen :( :( :(

DAS ist jetzt NUR eine VERMUTUNG: Du kannst leider kein Bett mit Moos auskleiden,
an die Wand nageln und hoffen das alles funktioniert. Ich hoffe, dass du es ermöglichen
kannst, sie wenigstens richtig zu pflegen....sonst, so schön und genial die Idee auch ist
(da bist du nicht der erste glaub mir ::) ::) ::)) funktioniert es nicht :(
Definition Unkraut?

...das is immer genau dass, was da nich hingehört !

Mfg TropenJunkie

TropenJunkie

05. April 2018, 00:16:48 #4 Letzte Bearbeitung: 05. April 2018, 00:27:58 von TropenJunkie
Da hast du mal ein paar Bilder. Da ich keinen Platz mehr habe vor lauter Pflanzen,
musste ich etwas mogeln bei der ein oder anderen, aber streng genommen sind es
Epiphyten und werden auch so von mir gepflegt, sry für die Nachtbilder und die Quali ::)

Die Pflanzenbilder sind:
2x Vriesea splendens auf Kirschbaum,

2xBillbergia nutans auf Moorkienwurzel,

1x Epipremnum aureum auf Holz im Wasserschildkrötenbecken,

1x In der Luft am Haken hängende und stets gesprühte Tillandsia usneoides,

3x In Orchideenerde, Moos und Sandstaub wachsender sehr alter Schlumbergera
truncata mit Blütenansätzen ::) (hängt nun seit gestern draußen und sonnt sich 8))
Definition Unkraut?

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Mfg TropenJunkie

Freddy

Moin moin,

also das Stück holz hatte ich eh nicht vor aufzuhängen. Das würde auf die Fensterbank kommen.
Die 50x30cm wären dann die Grundfläche mit der es aufliegt. Ist ein ganz normales Bruchstück aus dem Wald, also nichts gerade geschnittenes, schön natürlich eben.

Mit dem moos meine ich das sphagnum, hast du recht. Habe im Internet irgendwo mal gelesen, dass es ein ziemlich guter Wasserspeicher sein soll. Deshalb bin ich auf die Idee gekommen.
Kann mir allerdings auch durchaus Vorstellen dass epiphyten auch mal mit Moos zutun bekommen. Moos ist zwar langsamer, aber irgendwann halt auch mal da. Aus diesem Grund kann ich mir eben auch gut Vorstellen, dass die pflanzen diese Quelle nicht ungenutzt lassen.
Zusätzlich wachsen doch einige bestimmt auch in kleinen Kuhlen, Bäume wachsen ja nicht immer so, dass das Wasser direkt abläuft. Oder werden sie dort direkt ertrinken?

Danke auch für die Bilder, wäre noch interessant zu wissen, was für Pflege du da rein steckst. Sprich, wie oft du den pflänzchen wasser zuführst oder andere Maßnahmen machst.

Vielen Dank erstmal für die ganzen erklärungen. Auf jeden Fall schonmal eine interessante Konversation.

Liebe Grüße
Frederik

matucana

Hi,

aufgebundene Pflanzen in der Wohnung zu pflegen, ist eher mehr Aufwand als weniger. Die trocknen einfach zu schnell ab. Vier Wochen ohne Wasser hält keine aufgebundene Regenwald-Pflanze aus.

Die Idee ist verlockend, ich hab es auch vor ein paar Jahren mal versucht, aber dann abgebrochen. Man MUSS mindestens alle drei Tage sprühen, sonst geht es auf Dauer nicht.
Schöne Grüße Helli


"Das ist irrelevant!" (Seven of Nine, Star Trek Voyager)

Freddy

Moin,
ja so ernst müsst ihr das mit den 4 Wochen jetzt auch nicht nehmen.
Für mich wäre das Stückchen Holz mit den Pflanzen dann glaub ich eh nicht gedacht. Würde wohl eher zum Topf greifen müssen.
"nur" alle 3 Tage einsprühen hört sich für mich schon recht gut an. Allgemein wäre es dann auch für meine Mutter zur Pflege gedacht.

Nochmal zum Moos. Zum Beispiel mit der Orchidee, diese sind bei den meisten Menschen ja auch im Topf in irgend einem Substrat.
Dieses Substrat speichert ja auch das Wasser wodurch man die Orchideen dann nicht mehr ganz so oft gießen muss, richtig?
Warum kann man dann anstelle des Substrates nicht eine lebende Pflanze nehmen, wie zb eben Moos. Diese speichern ja genauso gut das Wasser wie eben die Erde. Man hat Bakterien, mikroorganismen und einen ständige Bewegung des Wasser, sonst würden Moose ja auch einfach anfangen zu schimmeln.

Liebe Grüße
Frederik

TropenJunkie

06. April 2018, 03:22:08 #8 Letzte Bearbeitung: 06. April 2018, 03:56:43 von TropenJunkie
Hey Freddy grüß dich ::)

Ich freue mich sehr, das es ein natürliches Stück Holz ist, das ist am allerbesten für Epis^^

Noch viel mehr freut mich, dass es ins Fenster kommt ::) ::) ::) Somit sind die Grundvorraussetzungen geschaffen.

Nun zu etwaigen Überlegungen:

Im Winter könnte für manche Epis zu wenig Licht vorhanden sein, für einige ist das Fenster
verbunden mit der nahen Heizung ziehmlich stressig, ständig mit Heizluft gepeitscht zu werden,
die mickern und vertrocknen dann, oder vergeilen und werden unschön weil zu wenig Licht da ist.
Da musst du schauen was für dich mit welcher Pflanze machbar ist. Evtl mit Pflanzenleuchten und
noch "aggressiver" sprühen / tauchen wenn die Heizung bei eisigen Temperaturen wieder auf
Hochtouren läuft ;) Ein Südfenster ist eigentlich Pflicht ::)

Orchideen pflanzt man nicht in Orchideensubstrat (Holz/Pinienrinde/Vermiculit oder
Ähnliches/Glaswolle) weil es Wasser speichert, sondern weil es schnellstens das Wasser wieder
abgeben kann und weil es luftig ist! Deshalb ist Orchideenerde so grob. Sonst könnte man
Orchideen auch in Sägemehl pflanzen wenns um das Speichervermögen ginge, da musst du
umdenken ;)

Wenn es ein Geschenk für jemanden ist, dann informiere denjenigen und hilf ihm
mit den Infos und dem Wissen was du hier bekommst/ bzw schon hast. Zusätzlich, damit der
Beschenkte auch selbst dazulernt, braucht er/sie auch die Infos über die Pflanzenarten an sich ::)

Zum Moos:

Moose aus der Gattung Spaghnum (deshalb nennt man es Spaghnummoos :D) Sind Torfmoose!
Die wachsen nur bei viel viel purer Sonne, kühlen Temperaturen, Frischluft und vor allem sehr
sehr saurem, torfig braunem Wasser/Untergrund. Man kann Spaghnum auch lebend kaufen
(meist ist es tot und als Platte gepresst im Tierladen erhältlich), aber ohne destilliertes und
saures Wasser bzw ein echtes Moorbeet im Garten, ist es auf Dauer nicht am Leben zu erhalten
und schon garnicht am wachsen oder wuchern zu halten^^ Ein Epiphyt ist es ebenfalls nicht^^

Googel mal Sphagnum squarrosum, das dürfte keine Fragen mehr offen lassen ::)

Dann nimm lieber ganz normale Moose aus dem Wald, die funktionieren auf jedenfall ::) Die ertragen Hitze/Kälte, Sonne und Schatten. Nur die Heizungsluft und der fehlende Winter wird es denen unmöglich machen exorbitant zu wachsen. Ich habe selber schon erfolgreich Moose aus dem Wald im Terrarium kultiviert und tue es noch. Da viele Moose in verschiedenen Unterarten einer Gattung auf dem ganzen Globus vorkommen, geht es bei manchen Moosarten (es gibt schätzungsweise weltweit zwanzigtausend Moosarten :D) auch ohne Winter, weil sie ihn nicht brauchen.

Zum Wasserhaushalt bei lebendem Moos und Mitbewohnern:

Moose sind kleine Kampfmaschinen wenn es um Pilze und Bakterien geht, die haben
Hemmstoffe und tragen tag ein tag aus regelrechte Schlachten aus ;)

Moose und Epis konkurrieren nicht miteinander um das Wasser, sie teilen es sich. Konkurrenz
entsteht nur wenn der Epiphyt nicht zum Moos passt (zb Kakteenarten die weniger Wasser
brauchen und Moos aus feuchten Schluchten oder Farne die es feucht brauchen und Moose die
es ausschließlich in trockenen Kiefernwäldern gibt, da stimmen dann die Bedürfnisse nicht überein)

Probleme sehe ich nur bei einigen Moosen und einigen Orchideen (es gibt Moose die leben
immer als recht hohes, dichtes Polster), wenn die Moospolster so fett und dicht werden, dass
der Orchideenwurzel kein Zugang zu Luft mehr bleibt.

Zum Baum als Lebensraum:

Alles was im feucht-warmen Klima ins Wasser fällt oder im Wasser steht und nicht ausdrücklich daran angepasst ist wie zb Wasserpflanzen oder Mangroven, werden unweigerlich absterben und vergammeln und sich zersetzen und dann die lieben Nachbarn auf dem Urwaldbaumast düngen ::)

In der Natur wird nix verschwendet, und wenn man nicht klar kommt biste weg vom Fenster.

Das ist ja ebend das schwierige. Pflanzen haben eine spezielle Entwicklung in der Evolution durchgemacht, die anders aufgebaut ist als die der Tiere. Bei Tieren gilt was sie brauchen als Maßstab, gibt es das nicht mehr muss man dahingehen wo es das gibt (deswegen gibt es Eisbären seit der Eiszeit auch nicht mehr in Spanien oder so, du verstehst)

Bei Pflanzen ist das anders, da darfst du nicht fragen was sie brauchen, die können ihren Bedürfnissen nicht hinterherlaufen wie Tiere, da fragt man was sie können.

Kann die Pflanze das? Oh 5 Grad zu wenig im Jahresdurchschnitt, irgendwann ist die Pflanzenart dann in diesem Gebiet ausgestorben, weil die Blütezeit nicht mehr hinhaut, das Wachstum stagniert und und und... oder du fragst:

Kann der Kaktus den Halbschatten? 3 Monate später hat er mit aller macht versucht zu Licht
hinzuwachsen, ist vergeilt, zu weit nach links gewachsen und bricht ab, liegt unten und
vertrocknet und is hin.

Ich hoffe du verstehst wie ich das meine. Bis zu einem gewissen Grad sind Pflanzen ziehmlich Anpassungsfähig, wie viel und welche Anpassung und wieviel Zeit bleibt ihr dafür, das hängt von der Pflanze ab :D

Meine Pflege:

Die Vriesea splendens wird einmal die Woche in den Trichter gegossen bis das Wasser den Stamm runter läuft und den Untersetzer erreicht. Gesprüht wird einma-zweima die Woche auf die Blätter oder das ganze Ding in die Wanne und ordentlich abduschen. Wasser sollte aber immer im Trichter bleiben, also immer kontrollieren. Zum Blühen brauhcen alle Bromelien KRACHEND viel LICHT^^

Tillandsia usneoides braucht sehr viel Licht damit es am leben bleibt. Ich tauche sie zweimal die Woche in meine Schildiebecken (Schildies machen viel Dreck, das düngt gleichzeitig ::) ansonsten Orchideendünger) übersprüht wird es nur an sehr sehr warmen Tagen. Jetz ab April hängt es eh immer draußen, Das kommt vom nördlichem Südamerika, über Mittelamerika bis in die Sümpfe Floridas und Mississippies hinein vor, erträgt also kurzzeitig auch Frost ::) Guck mal in meine Galerie unter Bromelien, da steht nochmehr.

Bilbergia nutans var. nutans kommt aus immerfeuchten Regenwäldern nur aus Brasilien und Paraguay, braucht also viel Sonne, viel Luftfeuchte und stets einen feuchten Ast. Da du die Hybriden (es wurden zig robuste Sorten gezüchtet) erstehen wirst, sind die nicht tot zu bekommen, nur auf Licht und das Wasser im Trichter achten. Meins ist aus dem BoGa^^ des will mehr Gehätschel. Meins hat ständig brauche Blattspitzen. Ich kenne keine Hybriden die im Umlauf sind die auch nur ansatzweise so mäckelig und zickig sind wie die natürliche Pflanzenart.

Das Epipremnum aureum bekommst du überall als Topfpflanze, die Dinger sind nicht zu ermorden, wenn ihnen genügend Feuchtigkeit und Licht zur verfügung steht. Die wird dir alles zuwuchern wenn dus richtig anstellst. Meins bei den Schildies wird einmal im Monat ausgelichtet, sonst ist bald alles zugewuchert!!!! Das Schildiewasser  und ist es auch noch so klar, das ist wie Dünger :D ...steck es als Topfpflanze irgendwie mit in das Holz rein und besprühe es jeden Tag, das langt.

Mein Schlumbergera truncata ist auch "nur" eine ganz gewöhnlichw Hybride mit weißer Blüte und dunkelpinken Griffel und Pollinien (Mitte Pink sonst reinweiß) en ich vor fast 8 Jahren oder so völlig abgefault als kleinen dicken, holzigen Klumpen völlig übergossen jemanden abgeschwatzt hab. In diesem kleinen Tontopf wächst er schon immer und wurde nie Umgetopft. Substrat war mal: sehr feiner Aquariensan (als Staubimitat), ganz wenig staubige Blumenerde und kleine Orchideenerdeschnitzel. Davon ist nichts mehr übrig wie mir scheint. Er lebt nur noch von Luft und Liebe. Getaucht wird er einma in der Woche-, an sehr warmen Tagen auch jeden Tag in mein Schildiebecken. Dünger kann der Kakteendünger oder Orchideendünger bekommen (als Dünger könntest du ersatzweise immer etwas Humus oder Blumenerde auf die "Sitzstelle"draufgeben)
Wichtiger ist aber volle Sonne!

Ich kenne Weihnachtskakteen die sind über 1 Meter im Durchmesser und UUURalt, blühen aber nie odeer nur mit 3 Blüten  :D ...wenn meiner blüht wirkt der fast wie ein kleiner Rhododendron ::) ::) ::) ::) ...sollten die jetzigen Knospen den Temperaturen draußen standhalten, wäre das schon die zweite Blüte dieses Jahr ;)
Definition Unkraut?

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Mfg TropenJunkie

Freddy

Moin, ich habe jetzt mal ein bisschen überlegt und mir gedacht, dass ich erstmal nur einen Test starten möchte.
Und zwar mit einem der orchideen ableger meiner Mutter und etwas Moos aus dem Wald.
Beides getrennt, nichts soll als Wasserspeicher oderso dienen.

Meine Frage wäre jetzt, wie oft müsste die orchidee eingesprüht werden, wie viel?
Wie befestige ich die beiden pflanzen am besten auf dem Stück holz?

Liebe Grüße
Frederik

matucana

Hi,

die nackte Orchidee? Jeden 2. Tag mindestens, tropfnass. Festbinden geht am besten mit Streifen von alten nylon-Damenstrumpfhosen.
Schöne Grüße Helli


"Das ist irrelevant!" (Seven of Nine, Star Trek Voyager)

TropenJunkie

Hey Freddy^^

Freu mich das es nun bei dir losgeht^^

Wie matucana schon sagt, jeden zweiten Tag tropfnass. Wenn sie angewachsen sind,
und Wachstum zeigen, dann kann das auch mal weniger sein. Bei sehr warmen Tagen
und in der Heizperiode dann aber nicht vergessen. Phalaenopsis kommen hauptsächlich
von den Philippinen, das heißt, du hast mehr Erfolg, wenn die Temperatur in dem Raum
nicht unter 20 Grad fällt, eher 25 Grad oder mehr.
Definition Unkraut?

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Mfg TropenJunkie

TropenJunkie

17. April 2018, 23:08:14 #12 Letzte Bearbeitung: 18. April 2018, 01:50:22 von TropenJunkie
Ein ganz guter Tipp noch zur Funktionsweise von epiphytischen Wurzeln und dem
"Haftprozess" den du unterstützen kannst:

Wenn du ein bischen mehr pfriemelst und dir Mühe gibst und ALLE Wurzeln so
aufgebunden bekommst, dass sie "hauteng" am Holz anliegen, dann geht es viel
viel schneller, als wenn du sie "nur" als Pflanze ansich draufbindest und sie erstmal
mehrere Wochen drauf "rumbaumeln" muss, bis da "echtes" Festwachsen anfängt.
Versuch mehrere Wurzeln die in eine günstige Richtung wachsen von vorn herein so
aufzulegen und mit der Masche dann festzubinden, dass sie nicht wieder abstehen
sondern auf ganzer Länge Kontakt mit dem Holz haben und das auch so bleibt.

Wurzeln von Epiphyten spüren förmlich, dass sie gerade mit irgendwas Kontakt haben
und beginnen, nur auf der Kontaktseite, in die oberste Schicht des Untergrundes kleine,
wie "Harpunen" anmutende Miniwurzeln (sind eigentlich nur "Auswüchse") auszusenden,
die gesamte Wurzel flacht sich dabei ab. Diese kleinen watteähnlichen Auswüchse sind
winzig winzig kleine haarähnliche Gebilde, die so eng nebeneinander stehen, dass ein
Vakuum entsteht und sie von ganz alleine am Untergrund haften.

Also je mehr von einer Wurzel am Untergrund "anliegt" desto schneller geht das
Anwachsen^^ Ja sie verschmelzen dann förmlich mit dem Untergrund! Was ich meine
siehst du hier auf den folgenden Bildern ganz gut:

Philodendron pedatum, diese Triebspitze wächst grad wie der Teufel und schiebt an jedem Knoten Luftwurzeln in den "verbesserten Moosstab" dass man meinen könnte sie hat was gegen ihn :D
Definition Unkraut?

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Mfg TropenJunkie

TropenJunkie

Philodendron warscewiczii

...diese Luftwurzel wuchs angeschmiegt an das "Nebenblatt", da dieses Blatt sehr
hohe Ränder hat wie man erkennen kann, konnte die Luftwurzel nicht drüberwachsen
und wuchs auf der Suche nach "Untergrund" immer weiter, bis sie richtig fest in der
Blattscheide steckte. Diese "haarigen" Auswüchse zum festwachsen sind gut zu
sehen ::) ::) ::) Hab die Wurzel zum fotografieren grad rausgepuhlt  :D
Definition Unkraut?

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Mfg TropenJunkie

TropenJunkie

Philodendron bipennifolium,

das ist ein starker "Luftwurzler", die feinen Härchen sind fast richtig "borstig".
Diese Wurzel an sich hat schon eine Gesamtlänge von etwa 30-40cm ::) ::) ::)
und taucht alle paar Zentimeter in den "Moosstab" ein und kommt irgendwo
anders wieder zum Vorschein^^

Meine Philodendron sind alle an verbesserten Moosstäben gezogen und ich
sprühe oder dusche die gesamten Pflanzen so oft ich kann. Gegossen werden
die eher selten^^ Dadurch dass sie so fest und "viel" mit ihrem "Baum"
verwachsen sind reicht es aus sie abzuduschen bzw zu überbrausen.
Definition Unkraut?

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Mfg TropenJunkie