Frage zum Blütenwachstum des Einblattes

Begonnen von TropicsFan, 20. Januar 2015, 23:13:59

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TropicsFan

Hallo Gemeinde,

mein Einblatt wächst prima und treibt auch Blüten aus - derzeit sind es sechs.

Wenn man die Pflanzen beim Handel sieht, stehen die Blütenstengel immer schön senkrecht nach oben. Auch habe ich das schon auf vielen Bildern im Netz so gesehen. Bei meiner jedoch wachsen die Blütenstengel immer parallel zu Blattscheiden, denen sie entspringen. Meine Frage wäre jetzt, weiß jemand, wie man das macht, dass die Stängel senkrecht stehen.

Eine Idee meinerseits wäre, das Wachstum nach oben durch Kunstlicht zu animieren. Jedoch weiß ich auch, dass die Einblätter es nicht so mit massiver Beleuchtung haben.

Ist jetzt kein must, schöner wäre es aber.

Vielen Dank für Eure Ratschläge

*Frangipani*

Hi,
Beschreib mal wo die Pflanze steht, evtl. ist es ja allgemein zu dunkel und deswegen ist der Blütenstiel eher instabil und bleibt einfach nicht stehen...Oder es fehlt vielleicht ein Nährstoff?
LG

TropicsFan

21. Januar 2015, 20:13:06 #2 Letzte Bearbeitung: 24. Januar 2015, 13:20:11 von admin
Denke nicht, dass sie zu wenig Licht hat, sie steht während der dunklen Monate direkt am Fenster (SW). Nach Sonnenuntergang bekommt sie auch noch ziemlich intensiv Licht durch eine ganze Batterie von LSR (880er). Gedüngt wird sie durch zwei Stäbchen, die im November in die Erde kamen.

Die Stängel hängen auch nicht herab, sondern sind ziemlich stabil. Sie wachsen eben nur nicht gerade nach oben. Auf dem Bild sieht man das grün werdende Hochblatt der letzten "Originalblüte", dass hoch aufgerekt und senkrecht im Topf steht. Die anderen bleiben in der Höhe und Ausrichtung deutlich zurück:


*Frangipani*

Hmm ich stimme dir zu, zumal die Pflanze gesund aussieht, dann habe ich leider keine Idee mehr, aber findet sich bestimmt noch wer  :)

TropicsFan

Danke für's mitbrainen.

Ist, wie gesagt kein must have, aber mich würde es halt interessieren, wie die Gärtnereien (oder Zuchtbetriebe) das machen, dass im Verkaufsraum immer zwei, drei Blüten so kerzengerade und groß die Pflanze überragen.

Eine Idee wäre vllt. der Einsatz von Licht mit hohem Rotanteil. Das soll das Blüten- und Längenwachstum fördern. Werd mal experimentieren und dann berichten.

StefanHartwig

Moin,

ich kann mir vorstellen, dass in den Gärtnereien der Lichteinfall überwiegend
von oben auf die Pflanze wirkt. (Gewächshaus)
Bei uns im Zimmer ist die Lichtquelle meist ein seitliches Fenster.
Das bewirkt, dass die Pflanze sich in diese Richtung orientiert. ::) ::)

Das sieht man häufig auch bei den Dracaena. Wenn man diese kauft, sind die Blätter schön nach oben ausgerichtet. Zu hause hängen diese meistens herunter, um dass von der Seite einfallende Licht optimal aufnehmen zu können.

So meine Theorie.

herzlichst
Stefan
Ich hätte gerne eine Exoplanetenpflanze...

marcu

Da kann ich mich Stefan nur anschließen!
Außerdem sind die Stängel noch nicht ausgewachsen - vielleicht kommt das noch.


Erfolg besteht zu 10 % aus Inspiration, -
zu 90 % aus Transpiration. (Philip Rosenberg)

TropicsFan

Erst mal vielen Dank für die rege Beteiligung und die informativen Antworten.

Es ist nach langer Recherche und einem Telefonat mit einem holländischen Pflanzenzuchtbetrieb folgendes Ergebnis herausgekommen (dass Stefans und marcus Ansicht bestätigt):

es gibt immer einen gewissen "Vorrat" an Einblättern, der durch Teilung vermehrt wird. Die Pflanzen werden zur "Erholung" hauptsächlich mit blauem Licht bestrahlt, bis sie eine "verkaufsfähige" Anzahl an Blättern aufweisen. Dann wird der Anteil des roten Lichts (660 nm) deutlich hochgeschraubt. Dies sorgt für einen wahrhaftigen Blührausch und dadurch dass das Licht von oben kommt, wachsen die Stängel auch senkrecht nach oben. Sobald diese die Pflanze um 30% überragen, gehen sie in den Verkauf.

Gepusht von der intensiven Beleuchtung im nahen und fernen Rot in der Gärtnerei, wachsen die Hochblätter beim Händler (der ja ebenfalls von oben beleuchtet) noch eine Zeit weiter.

Zumindest der Holländer, mit dem ich telefoniert habe, hat seine Gewächshäuser auf LED umgestellt, weil die auf den Nanometer genau, die Wellenlängen des Lichts erzeugen können, die für die jeweilige Wachstumsphase erwünscht ist. So ganz genau wollte er sich natürlich nicht auslassen - Berufsgeheimnis.

ich werde es ihm jedenfalls im kleinen Maßstab gleichtun und eine sog. 4-Banden-LED-Lampe erstehen und die über die Babies hängen. Mal sehen, wie sich meine Bodenbewohner aus dem Dschungel (Calathea, Spathiphyllum und die beiden Aglaonemae) dabei fühlen. Wobei ich dennoch "Federn" habe, dass das Licht evtl. zuviel sein könnte.

To be continued...

StefanHartwig

Ja,

da sieht man mal wieder, dass die Pflanzen mit Hightech groß werden.
Und wir wundern uns dann wenn sie bei uns auf einmal anfangen zu mickern.
Das sind Entzugserscheinungen.
Genau wie das Licht werden auch die Düngergaben präzise auf die verschieden Pflanzenarten abgestimmt.
Viele Pflanzen werden chemisch "gestaucht" z.B. Hibiskus, damit sie schön buschig wachsen.

Sie wachsen in einer schädlingsfreien, desinfizierten Umgebung auf.
Kein Wunder, dass sie keinerlei Abwehrstoffe entwickeln.

Somit halten einige Topfpflanzen bei uns zu hause nicht viel länger als Schnittblumen.
Aber das ist ja auch von der Pflanzenindustrie so gewollt. Ausgeblüht und weg damit.


Ich fordere einen Beipackzettel, wie die "getunten" Pflanzen behandelt wurden!  >:(

herzlichst
Stefan


Ich hätte gerne eine Exoplanetenpflanze...

Timmy

Mein Einblatt sieht ähnlich aus, aber ich habe mir noch nie Gedanken drüber gemacht. Wenn man es senktrecht mag, dann kann man den "Busch" ja zusammenbinden. ;D
Aber so lange mein Einblatt fleißig wächst und Blüten schiebt ist es mir wurscht, wenn sie ihn alle Richtungen wachsen.  8)
LG Tim

TropicsFan

@ Stefan:
ja so ist das leider. Alles für den Showroom. Tröstlich ist es, dass Mutter Natur das viel besser kann, wie dieses Foto zeigt, dass auf Hawaii aufgenommen wurde (Calathea lindeniana + Spathiphyllum):
klick

eustoma

Hallo TropicsFan,

habe Deinen Bericht mit Interesse gelesen und im Grundsatz ist er wohl richtig. Doch denke ich, dass Du mit der Belichtung etwas verwechselt hast.

Für das Blattwachstum, also Photosynthese, ist nicht Blaulicht, sondern Rotlicht zuständig.
Für den Phototropismus, dem Richtungswachstum, ist nicht das Rotlicht, sondern Blaulicht verantwortlich. Also auch für die Ausrichtung der Blütenstiele.

Mit lieben Grüßen,  eustoma

TropicsFan

31. Januar 2015, 22:27:51 #12 Letzte Bearbeitung: 01. Februar 2015, 00:12:17 von TropicsFan
@ eustoma:

stellt sich die Frage, warum professionelle LED-Beleuchtungsgeräte diese speziellen Möglichkeiten haben, die Wellenlängen während der einzelnen Entwicklungsphasen anzupassen.

Meine bisherige Erfahrung ist die, dass sich das Einblatt unter blaulastigem Licht sehr buschig entwickelt, das Längenwachstum der Blütenstiele aber zurückbleibt.

Und nach allem was ich in Studien jetzt so lesen konnte, ist für die Photosynthese der Bereich von 400-450nm und 650-700 nm gleichermaßen "zuständig".

Freue mich auf einen weiter spannenden Diskurs.


eustoma

Hallo TropicsFan,

wahrscheinlich kann ich nicht alle Deine Fragen beantworten, versuche aber aus meiner Praxis etwas einzubringen.

Für die Photosynthese ist Rotlicht am wichtigsten. Dass Deine Spathiphyllum bei "blaulastiger" Belichtung buschig und die Blütenstiele gedrungen sind, hängt mit dem Blau zusammen. Nach Deiner Beschreibung liegt hier Ultraviolettstrahlung vor.

Unsere Hydroanlagen stehen meistens unter Leuchtstofflampen, die ja genau Ultraviolett beinhalten und durch Leuchtstoffe in sichtbares Licht verwandelt werden. Aber so wie ich Dich einschätze ist Dir das bekannt.

Hoffe, dass ich ein paar Fragen beantworten konnte.

Mit lieben Grüßen,  eustoma

TropicsFan

02. Februar 2015, 22:05:14 #14 Letzte Bearbeitung: 03. Februar 2015, 01:34:05 von TropicsFan
LSR-Lampen emittieren UV Licht im messtechnisch vernachlässigbaren Bereich. Wie du richtig ausgeführt hast, wird der Leuchtstoff durch die UV-Strahlung angeregt und sendet sog. Fluoreszenzlicht im sichtbaren Bereich aus. Ein absorbiertes Photon des UV-Lichtes versetzt ein Elektron im Atom des Leuchtstoffes in einen höheren Energiezustand. Das ist dem Elektron aber auch Dauer zu anstrengend (es wird immer der niedrigste Energiezustand angestrebt) und nach dem Verweilen im angeregten Zustand kann die Anregungsenergie sowohl in einem strahlenden Kanal (Fluoreszenz=Leuchten) als auch in einem nichtstrahlenden (z. B. Schwingungsrelaxation) abgegeben werden, woraufhin anschließend der Fluorophor in seinen Grundzustand zurückkehrt.

Die Gesamtenergie, die das System abgibt, muß wegen der Energieerhaltung immer gleich der Anregungsenergie sein. Wegen der Stokesschen Regel, die besagt, dass die Wellenlänge des emittierten Photons normalerweise nicht kleiner sein kann, also immer gleich groß oder größer ist als die des absorbierten Photons ist zumindest gesichert, dass aus dem UV-Licht keine Röntgenstrahlung wird. Da es aber wie gesagt zwei Kanäle für die Relaxation gibt, bewirkt der durch die Schwingungsrelaxation verursachte Energieverlust eine langwellige Verschiebung der emittierten Energie, also von UV zu sichtbarem Licht.

Dieser Vorgang alleine sorgt schon für annähernd vollständige Umwandlung, den Rest erledigt das Glas der Röhre, sodass nur noch 50 µW/lm UV-A emittiert wird. Ein für Pflanze und Mensch unerheblicher Wert.

Hier mal das Emissionsspektrum der von mir eingesetzten 880er :


Wie Du siehst, ist der Blauanteil relativ groß (wie in der Natur auch), es ist aber auch ein ziemlich breiter Rotanteil zu erkennen, der aber offensichtlich noch zu klein ist, da das Breitenwachstum, das Längenwachstum deutlich übertrifft. Die Installation einer 827er sollte das Problem lösen.